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Kartierung der Bäume der Stadt Roßwein

Roßwein, eine Kleinstadt im Landkreis Mittelsachsen, befindet sich im Tal der Freiberger Mulde, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, welches geprägt wird durch das FFH-Gebiet „Muldentäler oberhalb des Zusammenflusses“ mit ausgeprägten Bachauen-Erlen-Eschenwälder und Schluchtwälder als auch naturnahe Eichen-Hainbuchenwälder. Entsprechend ihres Umlandes besitzt Roßwein einen wertvollen Baumbestand, der seit über 100 Jahren von den Bürgern der Stadt erhalten, gefördert und gepflegt, wenn auch besonders in den letzten Jahren die Säge zu oft und vielleicht auch zu unbedacht angesetzt wurde. Damit der wertvolle Baumbestand auch in Zukunft weiterhin erhalten bleibt, will die Stadtverwaltung von Roßwein besonders wertvolle Bäume über den Schutz, der durch die Baumschutzsatzung an sich schon gegeben ist, hinaus einen moralischen Index für besondere und erhaltenswerte Bäume vergeben, der diese als „BESONDERS WERTVOLL“ kennzeichnet und als solche in der Baumschutzsatzung gesondert aufgeführt und benannt werden sollen.

Colorado-Tanne [Abies concolor (GORD. et GLEND.) LINDL. ex HILDEBR.] auf dem Friedhof in Roßwein; Stammumfang: 2,40 m, Kronendurchmesser: 11 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal
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Colorado-Tanne [Abies concolor (GORD. et GLEND.) LINDL. ex HILDEBR.] auf dem Friedhof in Roßwein; Stammumfang: 2,40 m, Kronendurchmesser: 11 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal

Dazu war erst einmal eine Kartierung des aktuellen Baumbestandes notwendig, um hieraus die „besonders wertvollen“ Bäume zu filtern. Diese Aufgabe übernahm nach Absprache mit der Stadtverwaltung Roßwein das Vorstandsmitglied und pensionierter Gartenbauingenieur Ulrich Bänsch von der NABU-Regionalgruppe Lößhügelland im Zeitraum von 2015 bis 2017 ehrenamtlich. Jeder Baum der Stadt wurde zweimal besucht, im Sommer und im Winter, vermessen, fotografiert und beschrieben, so dass am Ende ein „Baumkatalog“ der Bäume der Stadt Roßwein entstand, der im Februar dieses Jahres dem Bürgermeister der Stadt, Herrn Lindner, übergeben werden konnte. Die Fortsetzung der Arbeiten findet sich in der Kartierung der Bäume der Gemeinde Niederstriegis, welche mit Roßwein in einer Verwaltungsgemeinschaft steht und gegenwärtig noch läuft.

Winter-Linde (Tilia cordata MILLER) Etzdorfer Straße am ehemaligen Abzweig der Töpferschlucht aus dem Tiefen Grund; Alter: 150 Jahre, Stammumfang: 3,00 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal
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Winter-Linde (Tilia cordata MILLER) Etzdorfer Straße am ehemaligen Abzweig der Töpferschlucht aus dem Tiefen Grund; Alter: 150 Jahre, Stammumfang: 3,00 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal

Kartiert wurden in Roßwein und Ortsteilen insgesamt 324 Bäume in 19 botanischen Arten, wovon die Linden (Winter- und Sommerlinde zusammengefasst) mit 74 v. H., das sind etwa 2/3 der kartierten Bäume, gefolgt von der Trauben-Eiche mit 9 v. H. am Gesamtbestand, einnehmen. In den Rest teilen sich 19 Arten. Die Linden konzentrieren sich mehrheitlich auf die Promenaden am Ufer der Freiberger Mulde, quer durch die Stadt, von Ost nach West oder umgedreht, je nachdem von welcher Seite aus, man die Promenaden erwandert.

Von diesen 324 Bäumen wurden 78 Bäume als „BESONDERS WERTVOLL“ vorgeschlagen. Diese beinhalten 22 Einzelbäume und 56 Bäume in 8 Baumgruppen, die als solche zum Vorschlag kamen; das sind insgesamt 29 Vorschläge zur Einstufung als „BESONDERS WERTVOLLER BAUM“ bzw. „BESONDERS WERTVOLLE BAUMGRUPPE“. Die Filterung erfolgte nach 11 Kriterienpunkten, wie z. B. Alter, besondere Baumart, Größe/Schönheit, Naturbelassenheit (ohne größere menschliche Eingriffe), Zugänglichkeit, Vitalität, Standort usw., wovon mindestens 6 Punkte als zutreffend benannt werden können. Diese Filterung war oft eine Gewissensfrage und nicht einfach zu treffen, denn eigentlich hätten alle Bäume über 100 Jahre den Status verdient.

Gemeine Roßkastanie (Aesculus hippocastaneum L.) Bahndammstraße in Roßwein; Stammumfang: 3,70 m, Baumhöhe: 30 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal
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Gemeine Roßkastanie (Aesculus hippocastaneum L.) Bahndammstraße in Roßwein; Stammumfang: 3,70 m, Baumhöhe: 30 m – Foto: Ulrich Bänsch, 09661 Striegistal

Natürlich gibt es in Roßwein noch mehr Bäume, auch noch andere Arten, aber diese sind meist jünger, wurden meist erst in den letzten 20 Jahren gepflanzt und fielen damit aus dem Raster der Kartierung heraus. Da es nicht das Ziel war ein Wert- und Sachgutachten über den Baumbestand anzufertigen, wurden auch Bäume bei der Kartierung nicht mit berücksichtigt, die z. B. durch einen unsachgemäßen Rückschritt nur eine beschränkte Lebenserwartung noch haben dürften; auch Ziergehölze wurden nicht mit aufgenommen.

Vorreiter bei der Einführung des moralischen Index „besonders wertvoller Baum“ waren die ehemalige Gemeindeverwaltung Bockelwitz (jetzt Stadt Leisnig) und die Stadt Hartha, die nach entsprechenden Vorschlägen durch die NABU-Regionalgruppe Lößhügelland und dem Leitungsmitglied Klaus Friedrich diese Bäume, unter eben diesen Gesichtspunkten, mit in ihrer Baumschutzsatzung verankerten.

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Einige der kartierten Bäume können auch in facebook unter der Rubrik „Die grünen Riesen von Roßwein“ betrachtet werden.

Ulrich Bänsch



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